Mitteilung aus dem Rathaus

„Helden oder Der Pralinésoldat“  George Bernard Shaws Komödie im Kellertheater Chateau Pech

Auf humorvolle Weise entlarvt Shaw die Sinnlosigkeit des Krieges, die Verlogenheit des Heldenkults, die Doppelmoral einer von Männern dominierten Welt und die Oberflächlichkeit hochtönender Liebesromantik. Am Ende triumphiert kaufmännische Nüchternheit über nationalistisches Pathos und die wahre Liebe über gesellschaftliche Konventionen. Shaw spielt dabei auch mit Klischees – namentlich den Bildern vom geschäftstüchtigen Schweizer und vom zivilisatorischen Gefälle zwischen Ost- und Westeuropa. Historischer Rahmen ist der Serbisch-Bulgarische Krieg von 1885, in dem Bulgarien siegte.

Zwei Paare stehen im Mittelpunkt des Geschehens: zum einen der Anti-Held Bluntschli (der „Pralinésoldat“), serbischer Söldner-Hauptmann aus der Schweiz, und Raina, Tochter der bulgarischen Eheleute Pawel und Katharina Petkoff; zum anderen der fälschlich als Kriegsheld gefeierte bulgarische Major Sergius Saranoff und das Zimmermädchen Luka. Wie es sich für eine Komödie gehört, finden beide Paare sich erst zum Schluss nach einigen Irrungen und Wirrungen. Diener Nikola, der sich Hoffnungen auf Luka gemacht hatte, geht nicht leer aus, sondern erfüllt sich den Traum, das Lakaien-Dasein hinter sich zu lassen und ein eigenes Geschäft zu eröffnen.

Mit schwyzerdütschem Akzent schöpft Clint Christian Staak das komödiantische Potential seiner Rolle als Bluntschli souverän aus. Sarah Möger als Raina spielt auf beeindruckende Weise die höhere Tochter, die sich dank ihrer Hilfsbereitschaft und ihrem Blick für Bluntschlis menschliche Qualitäten aus romantisch-nationalistischen Illusionen befreit. Dieter Kompalik überzeugt mit der Darstellung des Weges, den Sergius Saranoff zurücklegt: vom aufgeblasenen Kriegs- und Liebeshelden bis zum Mann, der echter Gefühle fähig ist und seinen Standesdünkel zu überwinden vermag. Ursula Rocke brilliert als kecke, selbstbewusste Soubrette – als frühe Feministin sozusagen, die sich weder Nikola noch Sergius fügt. Mit Richard Freymann ist die Rolle des Patriarchen Pawel Petkoff hervorragend besetzt, und Gundula Schroeder spielt als Petkoffs Ehefrau Katharina ihr vielseitiges, schon so oft bewiesenes Talent voll aus. Gerold Reichle ist die ideale Besetzung für den devoten, auf äußerste Korrektheit bedachten Butler, und Christian Schick hat den schnarrenden Befehlston eines russischen Offiziers perfekt drauf. In Nick Binzenbachs bewährten Händen liegen Beleuchtung und Ton.

Zum Schluss spendete das Premierenpublikum am 1. Oktober starken und anhaltenden Beifall. Die Zuschauerinnen und Zuschauer fühlten sich bestens amüsiert, aber auch zum Nachdenken angeregt. Was will man mehr?

Die nächsten Termine: 7./8./9. November 2025. Beginn: Jeweils 19:00 Uhr außer am 19.10. und am 9.11. An diesen beiden Sonntagen Beginn 17:00 Uhr.

Telefonische Kartenreservierung erbeten unter (0228) 32 59 51 oder (0172) 26 69 153

Kostenbeitrag 20 Euro, Schüler/Studenten 10 Euro

(M. Mertes)