Von der Zeitungs-Managerin zum Schrott-Vogel - Ausstellung im Hof Kemp

Als ein mehr als beliebter Treffpunkt ist dieses Event inzwischen ein fester Bestandteil der Kulturszene im Ländchen.
Da kann die eingefleischten Fans auch ein Regenschauer nicht vom Kommen abhalten. Denn … am Eröffnungsabend zeigte sich der Himmel Wolken verhangen und regnerisch. Das Gastgeberpaar war auch hierauf vorbereitet und hatte kurzerhand ein riesiges Zeltdach über den Innenhof gespannt.
Derart „trocken“ ließen es sich die zahlreichen Gäste gewohnt gut gehen und konnten ganz entspannt bei den einzelnen Künstlerinnen und Künstlern vorbei schauen.
Bürgermeisterin Renate Offergeld hatte zuvor die Ausstellung offiziell eröffnet und alle Teilnehmer in kurzer Runde einzeln vorgestellt.
Aus Holz und auf Papier
Hausherr Josef Kemp zeigte wieder eine Auswahl seiner wunderschönen Holzarbeiten. Schalen in unterschiedlichen Größen und Formen, schlanke Vasen, aber auch Holzobjekte, die einfach nur schön anzusehen sind. Immer ist es die Eigenartigkeit des jeweiligen Holzes, das Kemp fasziniert. Besonders schöne, zart wirkende Schälchen und Teelichthalter hatte er aus heller, stockiger Eiche gedrechselt. Daneben wirkte ein schwerer, uriger Hocker aus stockiger Buche wie das genaue Kontrastprogramm. Fast filigran dagegen auch eine Holz-Installation aus Esche, bei der sich mehrere Holzstäbe wie schwebend übereinander zu stapeln schienen. Wer Kemps Arbeiten noch nicht kennt, sollte ihm mal einen Besuch abstatten.
Auf dem über der Werkstatt liegenden und erst jüngst neu ausgebauten Dachboden hatte sich Dr. Klaus Ackermann mit seinen Arbeiten eingerichtet. Er präsentierte neueste Fotoarbeiten – analog und im Mittelformat erstellt. Detailverliebt zeigten seine Fotos besonders schöne Makroaufnahmen unter anderem von einem in Rottönen irisierendem Herbstblatt, einem kleinen Wassertropfen, einer krustigen Baumrinde und einer vereisten Knospe.
Daneben präsentierte Wieland Borchardt Gedichte, exquisit gebunden und in schönen Kaligraphien. „Welt und Wunder“ war ein Buch betitelt. Ein Projekt, so Borchardt, das durch die Begegnung mit Mitausstellerin Mechthild Fiebig bei der Kemp-Ausstellung im letzten Jahr zustande gekommen sei. Diese habe seine Gedichte nun illustriert. Auch ein neues, ähnlich synergetisches Vorhaben stehe schon an, berichtete Borchardt mit Blick auf Ackermann. Dem von ihm geplanten Gedichtzyklus „Mikrokosmos, Makrokosmos“ werde der Fotograf Fotos beisteuern.
Aus Gold und Silber
In den vielen kleinen Räumen, die sich zum Innenhof hin öffnen, stellten weitere Künstlerinnen und Künstler aus. Maria Jüde hatte handgemachte Seifen dabei, dort duftete es wieder ganz herrlich. Goldschmiedin Jessica Buschke, präsentierte eine kleine Auswahl ihrer Silber- und Goldschmuck-Kollektion, besonders schön ihre Ringe und Ohrringe aus rotem Rhodolith, mal geschliffen und facettiert, mal rund als Cabochon.
Ebenfalls Schmuck zeigte Barbara Kickelbick. Sie überraschte mit bunten Kreationen aus Gold und Silber, die sie mit so genannter Goldschmiede-Emaile in Bleu, Rot und Grün kombiniert hatte.
Mit „Pretty Bracelet“ und ihren feinen Armbändern aus kleinen, maximal 4 Millimeter großen Perlen aus Rosenquarz und Silber, war Hilde Fassbender neu mit von der Partie.
Aus Zeitung und auf Leinwand
Mechtild Fiebig zeigte Malereien und Objekte, die - immer abstrahiert - neben Blumen und Landschaften auch Gestalten wie einen König darstellten.
Mit Figuren ganz anderer Machart überraschte Marlene Mann. Ihre in Kindergröße fast real wirkenden Frauenfiguren aus glatt gefeiltem Pappmaché waren schlicht der Hingucker, hatte sie doch ausgewählte Zeitungsausschnitte mit weltpolitisch aktuellen Themen hierfür verwendet. So zeigte sich die „Managerin“ nicht nur in typischer Haltung mit Handy am Ohr, nein, auch ihr Kleid zeigte eindeutig wirtschafts- und weltpolitische „Muster“. Nett anzuschauen waren auch ihre kleineren Figuren, wie die beiden mit „Kölner Nippes“ bezeichneten.
Die Grafikerin Karen Meunier präsentierte realistische Tierzeichnungen in Mischtechnik, mit Pastellkreide, Bleistift und Kohle. Da tummelten sich Heidschnucken, Kühe und Lamas neben Hunden und Katzen.
Aus Schrott und Holz
Im Garten der Kemp’schen Hofanlage hatten sich auch einige Künstler aufgestellt.
Michael Heinrichsdorff amüsierte mit seinen „fundsachen“ genannten Objekten aus Schrott und Fundstücken, wie seinen Libellen aus rostigen Nägeln, seinem Nussknacker mit Sichel, seinen Kerzenständern aus Fahrradketten und seinem Vogel aus einer Schafschere auf einem Schusterleisten.
Regina Menzen erfreute mit Glasmosaik, besonders schön ihre Steinarbeiten en miniature und ihr großes Mosaik eines springenden Froschs.
Meret Irion zeigte Skulpturen aus Holz und Stein, alles Arbeiten „aus einem Stück“. Sie liebt organische Formen und glatte Oberflächen, so sind ihre Objekte, wie zum Beispiel ihr geschwungener Couchtisch aus Pappelholz, nicht nur praktisch und schön anzusehen, sondern auch schön anzufassen.
Aus Spaß an der Musik
Die Gastfreundlichkeit von Bärbel und Josef Kemp ist bekannt, und so gab’s wieder ausgesuchte Weine für die Gäste. Auch musikalisch stand einiges auf dem Programm.
Zur Vernissage spielte die Formation „Soulful of blues unplugged“, am Sonntagmorgen traten mit „Bromo“ die in Werthhoven wohnenden Zwillingsbrüder Dennis (Gitarre und Gesang) und Marvin (Gesang) Ledermann auf. Mit ihren Stimmen, im Duett perfekt synchron und in gleicher Tonlage, begeisterten sie die Zuhörer mit Eigenkompositionen und bekannten Liedern. Zum Schluss waren sich alle einig, dass die beiden beim kürzlich veranstalteten Wettbewerb „Toys2Masters“ mehr als zu Recht ausgezeichnet worden seien.