Über Schwiegermütter und den Teufel

Klanglich wurde die Märchenstunde von Susanne Seewald auf verschiedenen Gegenständen und Instrumenten wie einer singenden Säge begleitet. Gleich zu Beginn der Veranstaltung führte diese mit einem bizarren Gesang über eine Henkerstochter und Geliebten in die folgende „teuflische“ Stunde ein. Mal krächzte sie, sang in hohen Tönen, dann wieder juchzte sie oder versank in tiefes leises Gemurmel. Philips ließ dazu eine kleine als Braut gekleidete Handpuppe auf der Schulter der Musikerin tanzen.
Gut, dass es die böse Schwiegermutter gibt
Die Erzählung, die sie anschließend vortrug, stammte aus einer spanischen Geschichtensamm
lung des vorletzten Jahrhunderts. Hauptpersonen darin sind eine zwar äußerst fleißige, aber sehr hässliche alte Frau namens Holofernes und deren hübsche, aber faule Tochter Panfila, die sich nichts sehnlicher wünscht, als durch Hochzeit dem mütterlichen Regiment endlich den Rücken kehren zu können. Welche Bedeutung ein Fluch hat, wie in dem gut aussehenden Schwiegersohn die Mutter den Teufel erkennt, und wie diese ihn gar listig gefangen nimmt, das verstand Philips aufs Beste nur mit Mimik und akzentuierter Sprechweise wiederzugeben. Aber der Teufel wäre nicht der Teufel, wenn auch er nicht allerhand raffinierte Tricks anzuwenden wüsste. Und so gelangt er nach zehn Jahren Gefangenschaft, in denen Holofernes und ihrem Dorf Frieden und Glück beschert waren, wieder in Freiheit. Wie es den Dörflern glückt, den Teufel schließlich endgültig in die Flucht zu schlagen … ja, auch da hatte des Teufels böse Schwiegermutter, die gute Holofernes, ihre Finger wieder mit im Spiel.
Noch eine Weile klang die singende Säge von Susanne Seewald nach. Die kleine Teufel-Handpuppe, mit der Philips zuweilen agiert hatte, war schon längst wieder in einem schwarzen Hut abgelegt. Blieb nur die Frage: „Wo ist er wohl hin, der Teufel?“