Kulturdorf Fritzdorf - Handwerk und Historie, Malerei und Musik

Schreinereien öffneten ihre Tore, Privatleute ihre Häuser und die Bücherei ihren Leseraum. Im ganzen Dorf herrschte Feststimmung und Jung und Alt machten mit ... bei "Holz trifft Kultur".
Holz - Handwerk und Kunst
In der Schreinerei Netterscheidt und Seidel zeigte eine Künstlergruppe ihre Arbeiten.
Karla Kündgen und Friederike McArthur stellten Tonarbeiten aus. Neben allerlei lustig anzusehenden Ton-Hühnern, -Eulen, -Hasen, -Schafen und -Zwergen waren auch Vogeltränken und Keramikschalen der beiden in der Werkstatt zu entdecken.
Meister Walter Seidel gesellte einige seiner handgefertigten Holzarbeiten, u. a. Kerzenhalter und Figuren, dazu.
Gariela Graff-Klapp hatte Acrylbilder dabei. Ihre Leinwände, mit Vorliebe bildet die Künstlerin Naturimpressionen ab, zierten nun die ansonsten kahlen Wände oder gingen neben ordentlich aufgereihtem Handwerkszeug mit diesen eine abwechslungsreiche Koexistenz auf Zeit ein.
Ganz anders dagegen die Holzobjekte von Stipo Samija, der mit Eifer Holzstücke sucht, die durch ihren natürlichen Wuchs schon ein Objekt an sich sind. So wird bei ihm Holz nicht beschnitten; bei ihm werden aus einer Astgabel bezaubernd verführerische Beine einer Frau.
Im Sägewerk Herbert Schmitz konnten vom Hausherrn gefertigte Holzobjekten wie Sterne und Tannenbäume aus rauem Holz erstanden werden, daneben gab’s Stelen unterschiedlicher Größe und aus verschiedenem Holz, zumeist Eiche, aber auch aus Kirsche und Mammut. Musikalisch ging es auf dem Betriebsgelände rund.
Zur Eröffnung spielte das Tambourcorps Fritzdorf auf, später gab der Chor Donum Dei eine Kostprobe seines Könnens. Auch die Fritzdorfer Heimatmusikanten in ihren zünftigen Kostümen bereiteten mit ihrer Musik den gut gelaunten Gästen viel Spaß.
Samstag spielte zudem das Duo „wARTEZIMMER“ um Sängerin Annette Briechle und Pianist Rolf von Ameln vor einem begeisterten Publikum, ebenso am Sonntag, als die Blue Moods Big Band unter der neuen Leitung von Christoph Müller zum Jazz-Frühschoppen einlud.
Besucherandrang herrschte, für die Veranstalter überraschend, aber zu großer Freude, bei den jeweils nachmittags angekündigten historischen Rundgängen. An insgesamt 14 Stationen erläuterten Wolfgang Kündgen und einige ihn aufgrund des großen Interesses spontan unterstützende Fritzdorfer den zahlreichen Besuchern die Geschichte des Fritzdorfer Holzhandwerks von seinen Anfängen bis heute.
Geschichte zum Anfassen
Dass die Fritzdorfer ihre Historie pflegen, bewies auch Familie Hüllen. In ihrem Innenhof stellte sie Werke von Josef Kläser aus, einem Künstler, der 1886 in Fritzdorf geboren und, nach Berufsjahren in Köln zurückgekehrt, dort 1951 gestorben ist.
Kläsers Bilder, zumeist Landschaftsmalereien, hätte es seinerzeit in beinahe jedem Fritzdorfer Haushalt gegeben, wusste Elisabeth Hüllen zu berichten. Anlass genug, diesen Heimat-Künstler im Rahmen der Kulturwochen erneut in Erinnerung zu rufen. Zwölf Bilder umfasste diese besondere Ausstellung. Neueren Datums waren die Holzarbeiten, die daneben Klaus Scharrenbach präsentierte … Pilze in allen Größen und Variationen, der kleinste war wohl der an einem Ohrring.
Auch die Schreinerei Peter Schmitz öffnete ihre Tore. In den Werkstatträumen hatte der Film- und Fotoclub Fritzdorf eine Ausstellung mit schönen Fotos zum Thema Holz und interessantem Archivmaterial zur lokalen Geschichte aufgebaut.
Auch hier war wieder die Verbundenheit mit der Vergangenheit lebendig.
Schwarz-Weiß-Zeichnungen zeigte Sheona Hamilton-Grant.
Mal einem Drechsler bei der Arbeit über die Schultern schauen und die Herstellung eines kleinen gedrehten Tannenbaumes miterleben konnten die Gäste bei A. Gies. Restaurator Roland Gassert hatte gar Gold dabei, er demonstrierte an einer chinesischen Drachensäule die Restauration mit verschiedenen Blattgolden. Was nachmittags schon mit einem Kuchenbuffet äußerst einladend begonnen hatte, wurde am Samstagabend noch getoppt, denn da hieß es „Essen, Trinken, Oldies“ … da war gemeinsames Feiern und Musik angesagt.
Zusammen mit den Gästen etwas machen, das war auch das Motto der Schreinerei Rainer Netterscheidt. Neben den ausgestellten Holzskulpturen, vom Hausherrn handgefertigte Elche, Engel, Sterne, Hasen und viele andere Tiere sowie Dekoratives für Haus und Hof, hatte Rainer Netterscheidt für Kinder kleine Holzherzen und -sterne vorbereitet, die diese unter seiner Anleitung fachmännisch glatt schmirgeln und anschließend an einem Bändchen mit nach Hause nehmen konnten.
Auch Andreas Grimm nimmt gerne etwas mit heim, mit Vorliebe am Rheinufer angeschwemmtes Holz. Daraus fertigt er Mini-Schränke oder Schlüsselkästen. Eine Auswahl dieser Arbeiten präsentierte er in Netterscheidts Räumen … ein Objekt bizarrer als das andere.
Holz und Florales
Ebenfalls mit Holz, aber besonders mit Floristik begeisterte Familie Blum erneut die Besucher.
Urban Blum zeigte wieder schöne Holzstelen, zudem witzige Steinarbeiten, u. a. Kissen aus Beton, die er „gemütlich wirkend“ am Teichrand im Garten installiert hatte.
Maria Blum bezauberte aufs Neue mit ihren floralen Arbeiten. Besonders phantasievoll hatte sie in diesem Jahr verschiedene Tische kreativ „gedeckt“. Ein Suppentopf, über und über mit roten Dahlien verkleidet auf grünem Moos, lud gleich am Eingang zum „Suppe-Auslöffeln“ ein. Ein anderer, kleiner runder Tisch schien für zwei Verliebte reserviert zu sein, waren die Teller doch gänzlich aus hellblauen Hortensien, umrandet von kleinen Chrysanthemen-Blüten, geformt und gebettet auf ein Tischtuch aus flauschigen Waldreben. Über und über mit wildem Thymian hatte sie einen weiteren Tisch bedeckt, einen anderen mit Ranken gedeckt für Gäste, die in Form von großen Zierlauchstängeln an der Tafel Platz genommen hatten. Eine Kräuterschale thronte auf einer Stele, unten mit Kräutern bepflanzt, darüber, in zweiter Ebene, hingen Kräutersträußchen zum Trocknen.
Als Gastkünstler hatte das Paar Studenten der Alanus Hochschule eingeladen. Diese bereicherten mit ihren verschiedenen Präsentationen die Blum’sche Ausstellung, u. a. mit der markanten Gipsfigur „Der Sucher“, interessanten Steinarbeiten und filigranen Metall-Installationen.
Etwas zu lachen gab’s schließlich auch. Der Laienspielkreis Oberbachem amüsierte die zahlreich erschienenen Gäste mit lustigen Sketchen wie „Im Wartezimmer“, „Die Namensänderung“ und „An der Theaterkasse“.
Geschichten zum Schmunzeln
Eine Darbietung zum Schmunzeln wurde auch die Lesung in der Katholischen Öffentlichen Bücherei mit Herbert Reichelt. Der Berkumer las am Samstag aus seinem neuesten Buch „Gedanken verloren“ einige Gedichte, u. a. über den Aufbau eines Billy-Regals, über eine U-Bahn-Fahrt und über eine etwas ungewöhnliche Trauerrede. Dabei verstand es der Autor, die kleinen Tücken des Alltags mit den großen Tragödien des Lebens auf charmante und augenzwinkernde Weise miteinander zu verknüpfen und auf liebenswerte Art wieder zu entwirren.
Jüngere, aber ebenso aufmerksame Zuhörer saßen dem Kinderbuchautor Gerrit Brunken samstags und auch sonntags gegenüber. Mit seinen Erzählungen von den Abenteuern des kleinen Gnitz bereitete er den gespannt lauschenden kleinen Gästen viel Spaß.