Eine Geschichte, die es noch nicht gibt - Rainer Kreuz begeisterte mit seinem Erzähltheater

Eingeladen hatte der Künstler dieses Mal ganz privat – zu sich nach Hause ins Wohnzimmertheater Q8, eine witzige Anspielung auf seine Adresse, Kuhstraße 8 in Pech.
Drei fantasievolle Geschichten werde er erzählen und eine, die es noch gar nicht gebe, kündigte Kreuz zu Beginn an. Wie das wohl zu verstehen sei, werden sich einige der Besucher, Kinder aber ebenso Erwachsene, gefragt haben. Wer Rainer Kreuz bereits bei seinen Vorführungen im Rahmen der letztjährigen Wachtberger Kulturwochen erlebt hat, dürfte sich dagegen auf Kreuz’ Abschlussgeschichte schon gefreut haben.
Geschichten von schlafenden Drachen …
Zuerst einmal entführte der Künstler die Gäste auf eine kleine, ganz aus Sand bestehende Insel. Die Bewohner lebten friedlich miteinander; die alte Sage, dass hier einmal ein Drache gehaust hätte, war längst in Vergessenheit geraten. Wie dieser Drache nun zum Leben erweckt wurde, mithilfe eines kleinen Mädchens seine Freiheit wiedererlangte, davonflog, und wie dieses Kind davon träumte, ebenso wie das freundliche Ungeheurer in die weite Welt hinauszufliegen, davon erzählte Kreuz mit hinreißender Begeisterung. Mit einfachsten Geräuschen, ein Windsäuseln hier, ein Prusten dort, untermalte er akustisch die einzelnen Szenen.
… von lustigen Planeten …
Jeden Abend stünde er auf dem Balkon, schaue hinauf in den Himmel und warte, verriet er in seiner zweiten Geschichte, in der von gar lustigen Planeten die Rede war. Unter anderem von einem, der mit einer Clownsnase um die Sonne kreisen und allerhand Späße machen würde. Wie sich dieser tagaktive Clownsplanet und der nur nachts sichtbare Mond angefreundet hätten und fortan im Planetensystem gemeinsam allen Bewohnern Freude bereiteten, erklärte Kreuz mit solch ansteckendem Optimismus, dass manch einer seiner großen und kleinen Zuhörer nun vielleicht auch nächtens Ausschau hält nach diesen beiden kosmischen Spaßmachern.
… von skurrilen Wesen …
Was er in Ansätzen schon zum Besten gegeben hatte, nämlich mittels diverser Zischlaute die Handlung zu unterstreichen, baute sich in der dritten Erzählung zu einer wahren Geräusch-Explosion auf. Von einer Insel, auf der vier, in ihrem Äußeren und ihrer Sprache sehr unterschiedliche Völker lebten, vom Aufeinanderzugehen und friedlichen Miteinander handelte sie. Jeder Spezies gab Kreuz dabei stimmlich eine eigene Identität, so dass diese merkwürdigen, aber liebenswerten Wesen vor dem geistigen Auge der Zuhörer förmlich Gestalt annahmen. Mit besonderem Applaus belohnten die Gäste Rainer Kreuz für diese gelungene Darbietung.
… und eine Geschichte, die es noch nicht gibt
Und wer immer noch rätselte, wie man eine Geschichte erzählen könne, die es doch gar nicht gibt, dem offenbarte Kreuz jetzt das Geheimnis. Rundum bat er die Zuhörer mit speziellen Würfeln, auf denen Symbole abgebildet waren, die Bausteine der nun kommenden Geschichte zusammenzuwürfeln.
Er wäre nicht der Improvisationskünstler, der er ist, wenn das nicht eine seiner leichtesten Übungen wäre. Und so feuerte Kreuz anschließend aus diesen Elementen ein Fantasie-Feuerwerk ab, das für alle an diesem Erzähltheater Teilgenommenen zu einer ganz eigenen, einzigartigen Geschichte wurde. Bravo!