Ist das Blödsinn oder macht das Sinn?

Rita Braun, Wachtbergs stellvertretende Bürgermeisterin, eröffnete die Ausstellung mit der Feststellung, dass Monika Clevers Bildergarten inzwischen zu einem Markenzeichen innerhalb der Wachtberger Kulturwochen geworden sei. Ihr Mann, Dr. Dieter Braun, führte mit einigen persönlichen Betrachtungen zu Monika Clevers Arbeiten in die aktuelle Ausstellung ein, die er als Bereicherung der Wachtberger Kulturszene bezeichnete.
Von Sinnen - Vom Blödsinn zum Wahnsinn, vom Leichtsinn zum Unsinn
Derart betitelt wollte die Niederbachemer Künstlerin mit ihrer diesjährigen Ausstellung alle Sinne ansprechen. Und viele Neugierige kamen und ließen sich auf das, was Monika Clever an Installationen, Gedankenanstößen und Erlebnissen kreiert hatte, ganz „leichtsinnig / tiefsinnig“ ein.
Für den erfahrenen Bildergarten-Besucher hielt Clever wieder so manche versteckte Überraschung bereit, denn in ihrem Garten sind die Objekte auf, unter, hinter und zwischen den Bäumen platziert. Die Künstlerin fordert so die Betrachter heraus, ihre Sehgewohnheiten zu durchbrechen. Der geübte Gast weiß, dass er auch nach oben gucken muss. Dort waren wieder die neuesten großformatigen Photos mit den für Monika Clever typischen persönlichen Silhouetten installiert.
An der Gartenmauer, im Regal, galt es Weckgläser zu entdecken, in denen sie „Menschen“ in Form von alten Schwarz-Weiß-Photografien „konserviert“ hatte. Eine Installation, die so einfach war und doch bei so vielen Betrachtern sehr persönliche Erinnerungen wach zu rufen schien.
Daneben, an der Wand, eine Vielzahl von Brillen, „durch fremde Augen sehen“, sowie der Versuch, das „Vergessen-wollen“ bildlich darzustellen. Selbst durch das bewusste Vernichten von Erinnerungsstücken wie Verbrennen, so Clever, gelänge es nicht, etwas gänzlich auszulöschen, irgendetwas bliebe immer, wenigstens Asche.
Anhand von aufgestellten, mit zwei, in der Form von Augen ausgestanzten Löchern versehenen Büchern, allesamt Ratgeber, Hinweisbücher oder sonstige Anleitungen, hatte Clever das „mit fremden Augen sehen“ visualisiert.
Für den Tastsinn gab es eine dunkle Box, deren Inhalt „blind“ zu erraten war – nur wenige Besucher trauten sich an diese Aufgabe hinan. Eine Tafel mit Blindenschrift forderte die Sehenden heraus, das Geschriebene zu entziffern. Ein Baum mit „Sinnlosen“ offerierte Sinn-Sprüche – jedes Los ein sinniger Spruch, gar nicht sinnlos, sondern wahnsinnig witzig.
Eine Festtafel der Erinnerungen
Das Highlight war aber sicherlich Clevers Tisch-Installation. Mitten im Garten hatte sie eine große Festtafel gedeckt. Auf jedem Teller lagen je ein altes Foto und eine Brille… geschützt unter einer gläsernen Glocke – Erinnerungen an eine Familienzusammenkunft, wobei doch alle Mitglieder längst verstorben waren. In ihrer schlichten Eleganz und traurigen Aussage rührte dieser festlich geschmückte Tisch emotional besonders an.
Art.ista mit neuen Gast-Künstlerinnen
In diesem Jahr bereicherten Clevers Künstlergruppe art.ista noch vier weitere Künstlerinnen, die ihre ganz individuellen Assoziationen zum Thema „Von Sinnen“ beisteuerten.
Gitta Briegleb, bekannt für ihre meisterlichen Radierungen, zeigte bei Monika Clever Gemaltes. Dabei hatte sie für „Phantastische Sinnlichkeit“ zu für sie überraschend frischen Farben gegriffen, was den Betrachtern äußerst gut gefiel.
Nortrud Becher-König Gitta zeigte Acrylmalerei. Gitta Büsch stellte Tonarbeite aus. Ihre Figuren aus kubischen Formen, interessant reduziert auf Kreis, Dreieck oder Quadrat, zum Teil mit drehbaren Elementen, standen versteckt unter Büschen und Bäumen. Anna Berghoff-Gryscheck war „wahnsinnig auf Draht“; sie hatte Plastiken und Schrift aus dünnem Draht geformt.
Lyriklesungen und Führung durch den Bildergarten
Wie schon in den Jahren zuvor, fast schon Tradition im Cleverschen Bildergarten, hielt auch die Lyrik wieder Einzug. Ursula Contzen las an zwei Tagen aus ihrem Gedichtband „Leben vom erahnten Glück“ ausgewählte Poesie zum Thema „Rosa Brille und Lorgnan - Liebe und anderes unter der Lupe“. Dabei setzte sie sich - sehr spaßig - teilweise eine überdimensionierte rosa Brille auf die Nase. Auch einige noch unbekannte Haikus, japanische Kurzlyrik, stellte sie vor - aus ihrem neuen Buch „Zwischengesang“, das sie im September im Köllenhof in Ließem vorstellen wird.
Ob Sinn oder Unsinn, so leicht ist Sinn
Erstmals bot Monika Clever in diesen Kulturwochen auch eine Führung durch ihren Bildergarten an, was zahlreiche Interessierte annahmen und so von der Künstlerin selbst Erläuterungen zu den einzelnen Objekten und Installationen erhielten. Besonders lange und sehr persönliche Gespräche ergaben sich dabei meist vor den „Erinnerungs-Weckgläsern“, berichtete die Künstlerin später tief berührt. Und das soll Unsinn, Blödsinn gewesen sein? Wohl jeder Gast in Monika Clever Clevers Bildergarten hat dieses Mal „etwas“ für sich mitgenommen, Erinnerungen … an sie, an andere?! So leicht ist Sinn. Wahnsinn! (GW)