Wenn Rotkäppchen zur Kunst kommt

Beigeordneter Jörg Ostermann eröffnete die Ausstellung und forderte die Besucher auf, in Clevers Garten auf Entdeckungstour zu gehen. Clever schreibe nichts vor, so Ostermann, sondern gebe Anregungen. Sicherlich werde jeder etwas anderes finden, fuhr er fort, wobei man nicht nur nach vorne sondern ebenso auch nach allen Seiten, nach oben und unten schauen solle. Die Kunstobjekte, einmal in Clevers Garten gewesene Besucher wissen das, sind auf, unter und zwischen den Bäumen und Büschen platziert – oftmals nur durch einen Spiegel erkennbar. Sehgewohnheiten sollen so durchbrochen werden.
In unterschiedlichen Techniken, mit Installationen, großformatigen Fotografien, Acrylmalereien, Collagen und Aktzeichnungen hatten Monika Clever, Marga Auen, Gitta Briegleb, Margret Lubrich, Esther Mond, Margrit Pernsch und Trude Schundau in diesem Jahr ihre Assoziationen zum Thema „Von Menschen und Bäumen“ künstlerisch umgesetzt. Eine Garten-Karte führte die sehr zahlreich erschienen Gäste zu den verschiedenen Wald-Stationen.
Im Wald der Bedrohung fand sich u. a. eine Installation mit Rotkäppchen-Accessoires wie einem roten Cape, roten Schuhen und einem Körbchen mit Wein und Gebäck.
Den Ort der Ruhe symbolisierte ein alter, verfallener Stuhl, den die Natur überwucherte, ein Bild von Esther Mond, das einen einsamen Baum darstellt, sowie zwei Collagen von Marga Auen, die einen Wolf mit rotem Kleid im Maul und ein Model mit Wolf zeigten.
Betont kitschig ging es am Ort der Einkehr zu. Hier lagen Holzschilder mit den Namen der Spitzen des Siebengebirges neben einem urigen Tisch, auf dem Kurioses wie ein Jägerhut, ein Wanderstock, eine Flasche Förstertee sowie röhrende Hirsche und eine Förster-Kasperpuppe angeordnet waren, was Erinnerungen an Ausflüge früherer Zeiten weckte.
Ein vertrockneter Baum bezeichnete den bedrohten Wald.
Im Ort der Verwandlung gab es aus den Metamorphosen des Ovid die Geschichte von Philemon und Baucis zu lesen. Das sich liebende alte Paar wurde nach dem Tod von den Göttern in zwei ineinander verschlungene Bäume verwandelt. Menschlichtung war dann dort auch eine Ecke betitelt, in der von den Künstlerinnen übermalte, veränderte Aktskizzen ausgestellt waren.
An der Vernissage reichte der Partnerschaftsverein Wachtberg e.V. französische und italienische Köstlichkeiten und stellte zudem seine Arbeit vor.
Rahmenprogramm
Besonderheit des zweiten Ausstellungstages war eine Lesung mit Ursula Contzen, die passende Gedichte zum diesjährigen Bildergarten-Thema vortrug. Sie dankte Monika Clever, die sie als Zauberin, die Bäume liebe, bezeichnete, dafür, dass sie sie nun schon zum wiederholten Male zu einer Lesung eingeladen habe. Und, ganz entgegen der Vorjahre, spielte in diesem Jahr auch die Sonne mit und schien während der Lesung von Ursula Contzen in den Garten. (GW)