Neue Horizonte - „hdg robotics 4.0“ im Mid-Atlantik-Club Bonn vorgestellt

Brüssel gebe die großen Rahmenbedingungen vor, so Dr. Martina Timmermann, umso mehr freue es sie, mit dem Robotik-Projekt an der HDG-Schule eine Kooperation ganz besonderer Art vorstellen zu können, die vorbildlich zeige, was hier bei uns, eben „von unten nach oben“, möglich sei.
Nicht nur, dass es seinerzeit Timmermanns Idee zu verdanken war, dass das Projekt an die Wachtberger Hauptschule herangetragen worden war, jetzt war sie es auch, die gemeinsam mit Bonns Bürgermeister Rainer Limbach den Akteuren mit der Einladung zum jüngsten „Rathausgespräch“ ein großartiges Podium bot.
Japans Botschafter als Gastredner
Der Mid-Atlantik Club Bonn versteht sich als ein überparteiliches Gesprächsforum, in dem sich, unter Beteiligung transatlantischer Partner, Entscheidungsträger über aktuelle Themen der Außen- und Sicherheitspolitik, zu Fragen wirtschaftlicher Kooperation und Entwicklung sowie zu Migration und Integration austauschen. Sprecher sind Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Bekannt sind die „Rathausgespräche“, die in enger Kooperation mit der Stadt Bonn durchgeführt werden. Dieses Mal stand die Veranstaltung unter dem Zeichen der Beziehung der EU zu Japan. Durch den EU-Japan Vertrag von 2019 haben diese in wirtschaftlicher, aber auch in politischer und soziokultureller Hinsicht wichtige neue Impulse erhalten.
Als Gastredner referierte der japanische Botschafter S.E. Takeshi Yagi über „Perspektiven der EU-Japan Kooperation“. Deutschland ist für Japan der größte Außenhandelspartner in der EU. Und so betonte Yagi die gute Zusammenarbeit beider Länder und führte unter anderem einige besonders erfolgreiche wirtschaftliche Kooperationen an.
Kooperation mit japanischer Robotik-Firma YASKAWA
Was im Großen punktet, kann auch schon im Kleinen gelingen. Ein konkretes Beispiel neuer Möglichkeiten zwischen Japan und Deutschland ist die Robotik-Bildungsinitiative der Hans-Dietrich-Genscher Schule in Wachtberg mit der japanischen Robotik-Firma YASKAWA.
Der Mid-Atlantik Club habe diesmal seine Türen geöffnet, um nach der Gesprächsrunde dieses Projekt vorzustellen, schmunzelte Timmermann mit Blick auf die Gäste aus Wachtberg, darunter unter anderem Bürgermeisterin Renate Offergeld und HDG-Schulleiter Hendrik Heimbach sowie vier Schüler*innen des Robotik-Kurses mitsamt ihrem Lehrer.
Timmermann erinnerte sich noch gut an eine politische Diskussionsrunde in Wachtberg, bei der die tolle Arbeit leistende Hauptschule Gesprächsthema war. Da sei ihr die Idee gekommen, ihre Kontakte einzubringen und ein Projekt anzustoßen, auf dessen Ergebnis sie jetzt voller Stolz und Freude blicke. Heimbach habe nur kurz gezögert, als sie ihm aus heiterem Himmel den Vorschlag unterbreitete, eine Kooperation mit YASKAWA, einem der weltweit führenden Hersteller von Industrierobotern, einzugehen. Die Lehrer Christian Zimbelmann und Hans Werner Meurer entwickelten ein skalierbares Gesamtkonzept, das kreatives Lernen und Problemlösen fördert, vielfältige inhaltliche Verschränkungen mit anderen Fächern erlaubt und eine Heranführung der Schüler*innen an die Programmierung und Steuerung von Industrierobotern ermöglicht. Gemeinsam ging es vor einem Jahr dann nach Eschborn, dem Europasitz von YASKAWA. Manfred Stern, Corporate Officer und Regional Head YASKAWA Europe, förderte das Projekt und Torben Schäfer, Leiter der YASKAWA Academy, organisierte für Meurer und Zimbelmann eine fachliche Schulung. YASKAWA stellte schließlich noch das technische Equipment, eine voll funktionsfähige Roboter-Schulungszelle. Herzstück ist dabei ein Industrieroboter Motoman GP8 mit acht Kilo Tragkraft, wie er auch im industriellen Betrieb vielfach zum Einsatz kommt. Um mehreren Schülern die gleichzeitige Nutzung zu ermöglichen, stellte YASKAWA zusätzlich die Simulation-Software MotoSim VRC zur Verfügung. Weitere Unterstützung kam zudem seitens des Fraunhofer-Instituts für Intelligente Analyse- und Informationssysteme als auch durch die Gemeinde Wachtberg und die Untere Schulaufsicht. Nach und nach sei, so Zimbelmann in seinem Rückblick, an der Schule ein Robotik-Raum mit Notebooks, W-Lan, Microcontrollern und Lego-Mindstorms-Bausätzen (Robotik-Baukasten) ausgestattet worden.
hdg robotics 4.0
An der Hans-Dietrich-Genscher-Schule in Wachtberg können Schüler*innen der Jahrgangsstufen 7 bis 9 nun Schlüsselqualifikationen rund um Programmierung und Steuerung von Mikrocontrollern und Robotern erwerben. Ziel ist der Erwerb von Kompetenzen, die für die Zukunft in einer komplexen, digitalisierten Wissensgesellschaft immer wichtiger werden. Der Kurs “hdg robotics 4.0” ist auf zwei Jahre angelegt. Neben ihrem regulären, wöchentlichen Robotik-Unterricht besuchen die Schüler*innen an acht Samstagen für acht Stunden die Schule. Auf diese Weise kommen die Jugendlichen innerhalb von zwei Jahren auf 200 Unterrichtsstunden im Bereich neue Technologien, Robotik und Programmierung.
Grundlage ist ein strukturiertes, didaktisch-pädagogisches Konzept, das verschiedene digitale ‘Denk’-Werkzeuge nutzt, wie die Programmiersprachen Scratch und NEPO mit dem Microcontroller Calliope und LegoMindstorms sowie die Programmiersprache Inform mit YASKAWA Industrierobotern.
Ebenso wichtig, fügte Zimbelmann weiter aus, sei das Erlernen von Fähigkeiten, gemeinsam kreativ Probleme zu lösen, wie auch die Reflexion und das kritische Hinterfragen neuer Technologien und deren Anwendung.
Bei erfolgreicher Teilnahme erhalten die Kursteilnehmer*innen Zertifikate, die für den Erwerb einer Ausbildungsstelle und beim Einstieg ins Berufsleben von großem Vorteil sind.
Mit Yaskawa auf der Hannover-Messe
Ein Highlight besonders für die Schüler*innen des Robotic-Kurses war die Einladung, mit YASKAWA auf der diesjährigen Hannover-Messe aufzutreten. Die Jugendlichen hätten sich dort toll bewährt, lobte Stern den gemeinsamen Messeauftritt. Teils in Englisch hätten sie den Besuchern hochmotiviert Einblicke in ihre Arbeit gegeben. „Ein tolles Pilotprojekt! Darauf sind wir stolz“, resümierte Stern, der sich besonders begeistert zeigte, dies mit einer Hauptschule zu realisieren. Und die Präsenz auf der Messe hat Wellen geschlagen. Inzwischen haben Meurer und Zimbelmann auf Einladung der EU-Kommission das Projekt auch als Best-Practice-Beispiel auf einem internationalen Workshop in Finnland vorgestellt. Und eine Einladung nach Brüssel steht auch bereits an.
Vertragsunterzeichnung und Dauerleihgabe
Höhepunkt des kleinen Festaktes im Rahmen des MAC-„Rathausgesprächs“ war schließlich die Unterzeichnung des Kooperationsvertrags zwischen YASKAWA und der HDG-Schule sowie die offizielle Übergabe des YASKAWA-Roboters als Dauerleihgabe für die Wachtberger Schule. Eine Kostprobe ihres Könnens gab’s schließlich auch: Die jugendlichen Robotik-Kurs-Vertreter*innen Amelie Haves, Natalia Jagiela, Paul Rossmann und Justin Schmitz hatten den Roboter so programmiert, dass er im richtigen Moment eine Schrifttafel aufgriff und hochhielt, auf der in japanischen Zeichen der Kurs-Slogan zu lesen war: „Neue Horizonte!“.
Weitere Infos
Weitere Infos
... zum Mid-Atlantik-Club Bonn siehe www.macbonn.de
... zur Hans-Dietrich-Genscher-Schule siehe www.hdg-schule.de
... zu "hdg-robotics 4.0" siehe unten stehende (PDF-) Übersicht zum Kursaufbau
... zu YASKAWA siehe www.yaskawa.de